Die rekonstruierte keltische 'Altburg' bei Bundenbach
Die keltische Altburg wurde um das Jahr 300 v. Chr. angelegt.
Sie war besiedelt bis zur Zeit der Gallischen Kriege (58-50
v. Chr.), die mit der Niederlage der vereinigten keltischen
Stämme und der römischen Eroberung ganz Galliens
einschließlich des Hunsrücks endeten. Als typisch
keltische
Burganlage der Latène-Zeit (500-20 v. Chr.) liegt die Altburg auf
einem etwa 20'000 m² großen Felssporn hoch über dem tief
eingeschnittenen Tal des Hahnenbaches, der hier eine enge
Schleife macht. Eine befestigte Mauer und ein davor liegender
Graben sicherten die eigentliche Burg und die sie umgebenden
Häuser. Innerhalb der bäuerlichen Siedlungen der Umgebung
hatte die Altburg wohl die Funktion eines kleinen Zentrums und
Warenumschlagplatzes. Dies belegen die zahlreichen
archäologische Funde an diesem Platz, unter denen sich auch
etruskische Weinamphoren aus dem Mittelmeerraum befanden.
Bei den in den Jahren 1971-75 durchgeführten archäologischen
Ausgrabungen wurde fast die gesamte Innenfläche der Altburg
bis auf den Felsen abgetragen, wobei man äußerst detaillierte
Siedlungsspuren fand. Etwa 3600 Pfostengruben —dazu
Palisaden und Zaungräben sowie ein in den Felsen gehauener
Keller— lieferten schließlich recht genaue Hinweise über die
mehrfach erneuerte Bebauung. Aufgrund dieser Spuren hat man
dann einen (kleinen) Teil der ursprünglichen Anlage als
Kernstück eines Freilichtmuseums rekonstruiert. Dazu gehören
fünf Wohnhäuser und fünf zum Schutz gegen Schädlinge und
Feuchtigkeit aufgestelzte Vorratsspeicher. Daran kann man die
keltische Bauweise recht gut studieren: Die im Boden verkeilten
und nach oben verstrebten Ständerpfosten der Wohnhäuser
dienten als Wandgerüst und trugen eine Dachkonstruktion, die
vermutlich mit Holzschindeln und Stroh gedeckt war. Die
Wände aus lehmverputztem Flechtwerk ließen dabei die
vierkantig zugerichteten Konstruktionshölzer frei. Der
Innenraum war ohne Zwischenboden bis zum Dach offen. Mit
einer Tür als einziger Öffnung, einer offenen Feuerstelle auf dem
Lehmfußboden und einem bescheidenen Mobiliar bildeten
solche Wohnhäuser die Lebensgrundlage der damaligen
Großfamilien. Vom Burgtor auf der Bergseite führte ein relativ
breiter Weg zur Spitze des oberen Felsplateaus. Hier teilten
Mauern das Burginnere in verschiedene Abschnitte auf. Die
Oberburg enthielt einen speziellen Felsenkeller und weist durch
die großzügigere Art der Bebauung auf den Sitz des Burgherren
hin, der als lokaler Fürst wohl aus dem Stamm der
Treverer
stammte. Die Unterburg dagegen war mit einem Raster schmaler
Gassen und einem zentralen Platz wesentlich beengter bebaut.
Die Altburg ist nicht als isolierte Anlage zu sehen, sondern war
sicherlich mit den keltischen Burgen der Nachbarschaft —z.B.
Schlossberg bei Dhaun,
Wildenburg
bei Kempfeld,
Ringskopf
bei Allenbach, alle in 8-15 km Entfernung— durch ein enges
Netz von Verbindungswegen in regem Kontakt. Heute verbindet
ein Wanderweg, der sogenannte "Sirona-Weg", nicht nur
keltische Höhensiedlungen und Ringwallsysteme, sondern
erschließt auch die römischen Kulturdenkmäler der Region. Er
erhielt seinen Namen zu Ehren der keltischen Göttin Sirona, der
Göttin der Heilquellen und der Himmelssterne, von welcher
man eine sehr gut erhaltene Statue in einem antiken
Quellheiligtum des Idarwaldes gefunden hat.
Die besondere
Topographie des Hahnenbachtales bei der Altburg, das hier sehr
eng und tiefeingeschnitten durch steile Felsflanken begrenzt
wird, nutzte man im Mittelalter zum Bau der gut gesicherten
Schmidtburg aus. Sie ist eine der ältesten Burgen des Hunsrücks
(um das Jahre 926 errichtet) und wurde vom Trierer Erzbischof
Balduin von Luxemburg (1307-1354) zu ihrer heutigen Größe ausgebaut.
Aufgrund ihrer Abgeschiedenheit diente sie sogar einmal dem
Schinderhannes
als Unterschlupf. Direkt beim Freilichtmuseum der Altburg
liegt die Schiefergrube Herrenberg mit ihrer reichen Fossiliensammlung
aus dem Hunsrückschiefer der
Devonzeit
vor 350-405 Millionen
Jahren. Die weltberühmten Fossilien des "Bundenbacher
Schiefers" mit Seelilien, Seesternen und Quallen, von denen z.T.
sogar die Weichteile in versteinerter Form erhalten sind,
stammen aus Gesteinsplatten dieser. Grube. Mehr als 60
verschiedene pflanzliche und mehr als 240 verschiedene
tierische Arten der Devonzeit wurden im Bundenbacher Schiefer
neu entdeckt.