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Erbeskopf (818 m)
Wenn man an einem milden Sommerabend den Aussichtsturm
auf dem Erbeskopf besteigt, die Bergluft bewusst in sich
aufnimmt, langsam zur Ruhe kommt und den Blick schweifen
lässt über die endlosen Hügel, Kuppen, Hochebenen und Täler,
dann spürt man ganz unvermeidlich etwas von der besonderen
Anziehungskraft dieser alten Kulturlandschaft des Hunsrücks,
die sich über die Jahrtausende hinweg entwickelt und bewahrt
hat. In der Ferne aufsteigender Rauch wird vielleicht die
Gedanken auf die Menschen der Region lenken, die hier seit
jeher der Natur in hartem Kampf das Leben haben abgewinnen
müssen, dabei immer wieder mit Krieg, sinnloser Zerstörung
und Fremdherrschaft überzogen wurden —was so überhaupt
nicht zu dieser Frieden ausströmenden Landschaft passen mag.
Glücklicherweise ist der kalte Krieg des letzten Jahrhunderts ja
längst überwunden, für den die weitläufigen militärischen
Anlagen auf dem Gipfel des Erbeskopf einmal konzipiert
worden sind. So können diese jetzt mit allem Recht friedlich vor
sich hinschlummern. Es muss im Übrigen nicht unbedingt ein
lauer Sommerabend sein, um hier auf dem Erbeskopf die
unverwechselbare Hunsrückatmosphäre auf sich einströmen zu
lassen. Versuchen Sie es doch einmal an einem weniger schönen
Tag. Wenn beispielsweise die Herbststürme so richtig übers
Land brausen und dichtere Wolken keinen weiten Blick
zulassen. Immer wieder Nebelfetzen im Wind heranziehen,
dabei Mensch und Natur fast unsichtbar machen. Oder die kalte
Nässe einen frieren lässt, wenn in den letzten Oktobertagen viele
im Regen eingestreuten Schneeflocken das definitive Ende des
Herbstes ankündigen. Oder wenn im Frühjahr die Täler schon
längst mit Frühling überzogen sind und die letzten Schneereste
hier heroben trotzdem in unverschämter Weise ausharren. Viele
Gelegenheiten also für einen Abstecher zum Erbeskopf. Vom
Winter ganz zu schweigen, denn die Gegend um den
Erbeskopf ist ein bekanntes Skigebiet, wo "man" als
passionierter Skifahrer hingeht, sobald ausreichend Schnee
gefallen ist. Das Wintersportzentrum Erbeskopf bietet drei
Abfahrtspisten, die von vier Schleppliften bedient werden. Dazu
kommt eine schnelle Rodelbahn sowie eine Skischule. Insgesamt
40 km gespurte Loipen stehen den Langlauf-Fans zur
Verfügung —Loipen, die bis zum Wintersportzentrum am Idarkopf
führen.
Die Wälder rund um den Erbeskopf zählen zu den schönsten
und urwüchsigsten des ganzen Hunsrücks. Wie wäre es deshalb
mit einer kleinen Rundwanderung im Rahmen einer ersten
Exploration der Gegend? Wir starten am besten am
Aussichtsturm auf dem Erbeskopfgipfel nach einem zünftigen
"Frühstück" auf dem Picknickplatz mit frischem Landbrot, Käse
und Kaffee. So gestärkt führt uns der Weg zunächst auf dem
Kamm des Hochwald-Bergrückens westwärts über den
Springenkopf (784 m) zum Viehauskopf (721 m) und von dort
hinunter ins Tal zur Siegfried-Quelle. Diese idyllisch und sehr
versteckt gelegene Quelle ist eigentlich ein in Stein gefasster
Brunnen, dessen Name vielleicht zu Ehren eines der Helden der
Nibelungensage gewählt worden ist. Nach angemessener Rast
geht es durch tiefen Wald weiter zum Weiler Thranenweiher, wo
wir ein weiteres Mal der Nibelungensage begegnen. Hier soll
—gemäß lokaler Überlieferung— die schöne Krimhild nach der
Ermordung des Siegfried durch den grimmigen Hagen von
Tronje einen nicht enden wollenden Strom bitterer Tränen
vergossen haben.
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Aussichtsturm auf dem Gipfel des Erbeskopfs.
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