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Gemünden im Hunsrück
Wenn man als Wanderer, von Bad Sobernheim durch den Staatsforst Entenpfuhl
kommend, Trifthütte und Alteburg passiert und den Hauptkamm des Soonwaldes
erreicht, bietet sich unvermittelt ein atemberaubender Blick über die
Hochfläche des Hunsrücks hinunter ins Tal des Simmerbaches. Im Tal unten
liegt das Städtchen Gemünden mit vielen sehenswerten Fachwerkhäusern aus
dem 17. und 18. Jahrhundert. Überragt wird Gemünden von einem viertürmigen
Schloss, das auf einem Felsplateau hoch über den Häusern
steht. Die 4 wuchtigen Türme mit Schweifhauben geben dem barocken
Schlossbau ein ganz eigenes, unverwechselbares Gepräge. Man nennt deshalb
Gemünden zu Recht eine "Perle des Hunsrücks" mit Stadtrechten seit
1330. Zwischen 1514 und 1540 kauften die Herren von der
Schmidtburg
bei
Bundenbach
im Hahnenbachtal den ganzen damaligen Ort mitsamt seiner Burg aus dem 12.
Jahrhundert als Bestandteil der
sponheimischen
Erbschaft. Kurz darauf entstand der Kern von Schloss Gemünden in seiner
heutigen Form. Nach der Zerstörung durch französische Truppen im Jahre 1689
erfolgte der Wiederaufbau zwischen 1718 und 1724. Hundert Jahre später, im
Jahre 1815, gelangte das Schloss in den Besitz der freiherrlichen Familie
von Salis-Soglio durch Heirat der letzten Erbtochter mit dem Hauptmann
Anton von Salis-Soglio aus dem Kanton Graubünden in der Schweiz.
Unser Weg vom Hauptkamm des Soonwaldes hinunter ins Tal nach Gemünden führt
nahe an der Burgruine Koppenstein (553 m) vorbei, um die herum einst
eine kleine Siedlung mit Stadtrechten (seit ca. 1330) bestand. Koppenstein
zählt mit zu den ältesten Besitztümern der
Sponheimer
auf dem Hunsrück. Trotz ihrer strategisch günstigen Lage am Übergang der
Verbindungsstraße zwischen Nahe und Mosel über den Soonwald-Hauptkamm mussten
Burg und Siedlung jedoch bereits Ende des 16. Jahrhunderts wieder aufgegeben
werden. Dies wegen der ungünstigen landwirtschaftlichen und klimatischen
Bedingungen. Ein weiterer Grund mag der permanente Wassermangel gewesen sein
—geblieben ist jedoch der unvergleichliche Blick vom Burgfried der Ruine
Koppenstein über die Hunsrückhöhen.
Der geologische Lehrpfad von Gemünden führt durch das 320 Millionen Jahre
alte, versteinerte Hunsrücker Devonmeer. Fossilien urzeitlicher Tiere
und Pflanzen geben dort Zeugnis von einer längst vergangenen Zeit: von der
Devonzeit
mit maritimer Flora und Fauna vor 405-350 Millionen Jahren und von
der Bildung des devonischen Taunusquarzits und des Hunsrückschiefers vor 320
Millionen Jahren. Zentraler Punkt ist die Kaisergrube mit schönem Blick
über das Städtchen. Diese Schiefergrube ist berühmt für ihren Fossilienreichtum
und den außerordentlich guten Erhaltungszustand der Fossilienfunde. Spektakuläre
Funde aus den Klassen der Panzerfische, Knochenfische und der kieferlosen Fische
begründeten bereits im 19. Jahrhundert den Ruhm der Grube. Die Funde führten
zu einer beachtlichen Erweiterung der Faunenliste des Hunsrückschiefers und
ermöglichten zudem eine sehr genaue Altersbestimmung der Schieferserien.
Zum Vergleich: die Grundzüge der heutigen Hunsrückoberflächen sind sehr viel
jüngeren Datums und gehen auf tektonische Bewegungen vor 1 Million Jahren und
auf Verwitterung zurück. Lohnenswert ist auch ein Abstecher in die Schiefergrube
Herrenberg bei
Bundenbach
in der Nähe von
Rhaunen
mit reicher Fossiliensammlung aus dem Hunsrückschiefer der Devonzeit.
Kleines Glossar geologischer Begriffe.
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Das Städtchen Gemünden im Simmerbachtal ("Perle des Hunsrücks")
wird überragt von einem viertürmigen Schloss, das auf einem Felsplateau hoch
über den Häusern steht.
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