Die Mörsburg bei Wiesendangen
Manch einer wird sich fragen, was hat die Mörsburg eigentlich mit dem Nahetal zu
tun? Die Antwort: Es ist die romanische Klosterkirche St. Martin in Sponheim, eines
der bedeutendsten Kulturgüter im Naheraum, welche die Verbindung zu dieser Burg
schafft. Die Klosterkirche wurde im Jahre 1124 von Graf Meginhard von Nellenburg und
seine Ehefrau Mechthild gestiftet, und Mechthild stammte von der Mörsburg. Dies
ist aus zweierlei Gründen bemerkenswert. Zum Einen ist Mechtild eine der wenigen
Frauen dieser Zeit, die Eingang in die Geschichtsbücher gefunden hat. Sie muss
somit eine recht einflussreiche Persönlichkeit gewesen sein. Zum Anderen ist es
bemerkenswert zu sehen, dass mit ihr eine Frau aus der fernen Schweiz an die Nahe kam,
vermutlich mit einer Menge neuer Ideen und Vorstellungen.
Es ist nicht bekannt, wo sich Graf Meginhard aus dem Nahetal und Mechthild
von der weit entfernten Mörsburg zum ersten Mal begegnet sind. Vielleicht
war der Graf zu Besuch bei seiner Verwandtschaft auf der Nellenburg bei Stockach
in der Bodenseeregion, was ja mit einem Abstand von etwa 60km nicht so weit
von der Mörsburg weg liegt. Auf jeden Fall wird nicht nur Mechtild, sondern
auch die Mörsburg selber großen Eindruck auf ihn gemacht haben, denn man
hat von dort einen unverwechselbaren Blick auf die schneebedeckten Berge der Alpen.
Tatsächlich steht die Mörsburg auf einem landschaftlich sehr reizvoll
gelegenen Hügel, umgeben vom Grün der Wiesen und Wälder. Ab dieser
Zeit nannte sich die Familie übrigens nach ihrer Burg im Nahetal nur noch
«Grafen von Sponheim».
Zur Geschichte der Mörsburg:
Die oberhalb des Weilers «Stadel» (Gemeinde Winterthur) gelegene Burg
war in ihrer Blütezeit eine sehr große Anlage mit Vorburg. Ihre
Anfänge reichen bis ins 11. Jahrhundert zurück. Erwähnt wird
für diese Epoche ein Graf Adalbert von Mörsburg (-Nellenburg). Im Jahre
1241 wurde die Burg erstmals urkundlich vermerkt als Besitz der Grafen von Kyburg.
Aus dieser Zeit (1250) stammt auch die frühgotische Kapelle, die innerhalb
der Burganlage eingebaut ist. Wenig später (1273) ging die Burg durch Erbschaft
an Rudolf von Habsburg über, der sie an die Meier von Oberwinterthur verlieh.
Die Burg wurde durch die Eidgenossen in den Sempacher- (1386) und in den Appenzeller
Kriegen (1401-1408) mit Ausnahme des Wohnturms zerstört. Im Jahre 1598 kaufte
die Stadt Winterthur die Burg und nutzte sie bis 1798 als Sitz des Ammanns. Von
der Anlage sind Wohnturm, Kapelle, die Ruine des Ritterhauses, Teile der Ringmauer
und Fundamente mehrerer anderer Gebäude erhalten. Beeindruckend ist das
weithin sichtbare «Megalithmauerwerk», das eine Wandstärke von bis
zu 5m aufweist. Heute ist in dem Wohnturm das Museum des Historischen Vereins
Winterthur untergebracht sowie ein stuckierter Festsaal, der für offizielle
Anlässe genutzt wird.