Die Nunkirche im Hunsrück
Wenige Kilometer von Simmern entfernt liegt recht einsam und
an sehr exponierter Lage oberhalb des Dorfes Sargenroth
die romanische Nunkirche, eines der Wahrzeichen des Hunsrücks.
Ihr Name leitet sich wohl aus dem mittelalterlichen "Nuwe
Kirch" (neue Kirche) ab, der von der Bevölkerung verwendet
wurde, um klar zu machen, dass damit nicht eine der Kirchen in
Simmern
oder
Kirchberg
gemeint war. Um die
Jahrtausendwende erbaut, war diese Nunkirche sicherlich
Bestandteil der längerfristigen Siedlungspläne des politisch
denkenden und sehr ambitionierten Erzbischof Willigis von
Mainz (975-1011), der um diese Zeit mit Nachdruck die
Erschließung der Höhenlagen der Hunsrückregion von Süden
her vorantrieb. Dies hauptsächlich zur Abgrenzung gegen den
Trierer Kurfürsten, der ziemlich gleichzeitig damit begann,
seinen Einflussbereich von Westen her über den Moselhunsrück
bis zum Rhein auszudehnen. Die Fresken, Wand- und
Gewölbemalereien der Nunkirche aus dem 13. bis 14.
Jahrhundert zählen zu den ältesten des Hunsrücks. Vom
mittelalterlichen Bauwerk der ehemaligen, dem heiligen Rochus
geweihten Wallfahrtskirche ist allerdings nur noch der
zweigeschossige romanische Turm erhalten, dessen
ursprünglich drittes Geschoss durch ein spitzes Dach mit
Knickhelm ersetzt worden ist. Das Kirchenschiff wurde im Jahre
1745 neu errichtet. Hier tagte im Mittelalter unter freiem Himmel
das Hundertschaftsgericht (Hundgedinge) des nahen Klosters
Ravengiersburg.
Direkt bei der Nunkirche liegt das sogenannte
"Rochusfeld", eine der größten Orchideenwiesen weit und breit,
auf welcher seit Jahrhunderten anfangs September ein Vieh- und
Kram-Markt stattfindet. Dieser "Nunkircher Markt" war bis vor
wenigen Jahrzehnten noch das wichtigste Volksfest für den
ganzen umliegenden Hunsrück.
In den ersten Maiwochen eines jeden Jahres aber bietet das Rochusfeld, von
dunkelroter bis violetter Farbe überzogen, eine Orchideenpracht der besonderen
Art. Es ist die große Zeit des Manns-Knabenkrautes mit tausenden, hell
leuchtenden Blüten.
Möchten Sie einmal einen Blick auf die Blütenpracht werfen?
Die Nunkirche gilt als Mutterkirche des weiter unten im Tal
gelegenen Klosters Ravengiersburg, dessen Geschichte eng mit
der Entwicklung der Großpfarreien Simmern und Kirchberg
verknüpft ist. Bis zum Ende des Mittelalters war Ravengiersburg
eine der größten Grundherrschaften der Region und hatte damit
auch beträchtlichen Einfluss auf die Entwicklung eines der
zentralen Gebiete des Hunsrücks. Mit seiner mächtigen
romanischen Doppelturmfassade gibt die Klosterkirche —im
Volksmund als "Hunsrückdom" bezeichnet— ein weit herum
sichtbares Wahrzeichen ab. Ihr 11 Meter hoher, barocker
Hochaltar stammt aus dem Jahre 1722 und ist einer der
schönsten des Hunsrücks. Die Klosteranlage selbst entstand aus
einer im Jahre 932 erbauten Burg. Bemerkenswert ist dabei vor
allem, dass in der Stiftungsurkunde des Klosters von 1074
erstmals der Name "Hundesrucha" auftaucht (Hunsrück). Der
Name Ravengiersburg wird auf den Edelmann Rabangar
zurückgeführt, der die ursprüngliche Burganlage auf dem
steilen Felsen über dem Simmerbach errichtet hat. Sehr zu
empfehlen ist der ungefähr einstündige Fußweg von der
Nunkirche nach Ravengiersburg entweder auf dem direkten
Weg oder über Belgweiler, wo sich dann auf dem von
Oppertshausen nach Ravengiersburg hinunterführenden Weg
die ganze Erhabenheit des Hunsrückdoms erleben lässt.