Trier: 'Augusta Treverorum'
Die vor mehr als 2000 Jahren gegründete Bischofs- und Universitätsstadt ist die
älteste Stadt Deutschlands. Ihre Geschichte, soweit sie aufgezeichnet ist, reicht
bis in die Latène-Zeit (475-20 v. Chr.) zurück. Das in dieser Region zu jener Zeit
ansässige
keltische
Volk der Treverer wurde von Julius Cäsar in den Gallischen Kriegen (58-51 v. Chr.)
unterworfen und romanisiert. In der Trierer Talweite der Mosel befand sich damals
bereits eine keltische Siedlung, da sich dort mehrere überregionale Handelswege
kreuzten. Die Gründung Triers als
römische
Stadt ("Augusta Treverorum" —Kaiserstadt der Treverer) erfolgte zwischen 16 und 13
v. Chr. durch einen Verwaltungsakt des Kaisers Augustus. In der Folge wuchs das
"neue" Trier sehr rasch und war bereits Mitte des 1. Jahrhunderts n. Chr. eine
ausgesprochen reiche und mächtige Stadt. Unter Diokletian (284-305 n. Chr.) wurde
Trier Verwaltungssitz einer der vier römischen Präfekturen und war damit neben Rom,
Alexandria und Byzanz eine der bedeutendsten Städte des Römischen Reiches. In den
Jahren 286-381 n. Chr. wurde Trier gar zur römischen Kaiserresidenz erhoben und
avancierte zum Verwaltungszentrum für die westliche Hälfte des Römischen Reiches.
Mit 70'000 Einwohnern war Trier damals die mit weitem Abstand größte Stadt nördlich
der Alpen. Eindrückliche Sehenswürdigkeiten zeugen bis zum heutigen Tag von dieser
großen Epoche: (1) die Porta Nigra —das "Schwarze Tor" aus dem Jahre 180 n.
Chr. ist das imposanteste römische Bauwerk nördlich der Alpen, das 1800 Jahre
wechselvoller Geschichte nahezu unbeschädigt überstanden hat, (2) die
Konstantinsbasilika —ein spätantiker Ziegelbau, der Anfang des 4. Jahrhundert
n. Chr. von Konstantin I. als Thronsaal ("Aula Palatina") seines kaiserlichen
Palastes auf bestehenden römischen Fundamenten errichtet wurde —seit 1844 Kirche
der evangelischen Gemeinde Triers, (3) das Amphitheater aus dem 1. Jahrhundert
n. Chr., das mit einem Fassungsvermögen von mehr 20'000 Zuschauern dem Colloseum in
Rom bezüglich Größe und Pracht kaum nachstand, (4) die unter Konstantin I. begonnenen,
oberirdisch erstaunlich gut erhaltenen Kaiserthermen mit einem ausgeklügelten
System unterirdischer Wasserkanäle und Heizschächte, (5) die Barbarathermen
aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. sowie (6) die Römerbrücke, deren fünf Pfeiler
noch heute auf römischen Fundamenten stehen.
Um das Jahre 475 n. Chr. eroberten fränkische Truppen die Stadt und Trier wurde Teil
des neu entstandenen Reiches der Merowinger. Damit endete für die Stadt eine lange
Zeit der Prosperität. Erst durch den Ausbau als Bischofssitz und mit der Errichtung
des Trierer Kurstaates konnte die Stadt an ihre frühere Bedeutung anknüpfen. Im
Mittelalter war Trier dann Metropole einer ausgedehnten Kirchenprovinz und Hauptsitz
eines Kurstaates, als dessen berühmtester Vertreter Balduin von Luxemburg (1307-1354)
gilt. Die weltliche Macht der Trierer Erzbischöfe endete erst 1794 mit der
französischen Besetzung.
Der frühromanische Dom ist mehr als 1600 Jahre alt und damit die älteste deutsche
Bischofskirche. Zusammen mit der Liebfrauenkirche und den römischen Baudenkmälern
steht er als Weltkulturgut unter dem Schutz der UNESCO. Das auffälligste Gebäude am
Trierer Markt ist die "Steipe", ein viergeschossiger Bau mit spitzbogigen, zum Markt
geöffneten Arkaden. Die Steipe wurde um das Jahr 1430 erbaut und etwa 50 Jahre später
in ihrer heutigen Form vollendet. Unter ihren Arkaden tagte ursprünglich das
Marktgericht. Als Festhaus der meist dem Bürgertum angehörenden Trierer Ratsherren
hat die Steipe einen ausgesprochen repräsentativen Charakter, der das neu
entstandene Selbstbewusstsein des aufstrebenden Bürgertums des 15. Jahrhunderts
widerspiegelt. Tatsächlich war zu dieser Zeit das mittelalterliche Feudalsystem in
eine tiefe Krise geraten. Die Umstellung von der Naturalien- zur Geldwirtschaft
erfolgte in allen Bereichen in immer rascherem Tempo und stellte die alten
Abhängigkeitsstrukturen nachdrücklich in Frage. Die Städte mit ihrer neu gewonnenen
ökonomischen Macht und ihrer urbanen Kultur forderten vehement einen Umbau der
gesellschaftlichen Schichten und Stände. Ausdruck hierfür war der Kampf um die
"Reichsfreiheit" der Städte mit dem Ziel der Wahrung und Festigung bürgerlichen
Freiheiten. Gleichzeitig erfolgte ein Umbau der Landesherrschaft zum Territorialstaat.
Charakteristisch für diesen Umbruch und die damit hervorgerufene Aufbruchsstimmung
ist das Werk des Universalgelehrten und Philosophen
Nikolaus von Kues
(1401-1464), der aus dem wenige Kilometer moselabwärts liegenden Städtchen
Bernkastel-Kues
stammte, und dessen theoretische Schriften das Ende des mittelalterlichen Denkens
bedeuteten.
Das heutige Trier ist ein regionales Zentrum im Dreiländereck
Frankreich, Luxemburg und Deutschland. Die 1970 gegründete
Universität hat ihren Teil dazu beigetragen, dass Trier nicht nur
Zentrum eines internationalen Tourismus geblieben ist, sondern
auch wissenschaftlich internationale Anerkennung gefunden
hat.