Museum Birkenfeld
Mit Beginn der Latène-Zeit um das Jahr 500 v. Chr. entwickelte
sich innerhalb der keltischen Stämmen Mitteleuropas ein
gänzlich neuer, weit über das Bestehende hinausgehender
Kunststil. Dieser "neue" Kunststil kommt in einer Vielzahl
einzigartiger Ornamente und Motive zum Ausdruck, die nicht
nur auf Schmuckgegenständen und den besonders wertvollen
Waffen der herrschenden Oberschicht zu finden sind, sondern
auch auf Gegenständen des täglichen Gebrauchs angebracht
wurden. Die in jener Epoche entstandene Stilrichtung ist als
"Keltischer Stil" in die Kunstgeschichte eingegangen, getragen
von eigenständigen Meisterwerken und einer Ikonographie, die
ganz offensichtlich von Themen aus der keltischen Mythologie
inspiriert worden ist. Eine ausgesprochen progressive Rolle
spielte dabei der Hunsrück-Eifel-Raum. In Fachkreisen spricht
man deshalb sogar von der "Hunsrück-Eifel-Kultur", was den
kulturellen Stellenwert der Region in der damaligen Zeit
unterstreicht. Die ästhetisch überzeugenden, meist sehr
wertvollen Kunstwerke, wie auch die fein gearbeiteten
Goldschmiedearbeiten aus den Elitegräbern, belegen zudem die
wirtschaftliche Prosperität des Hunsrück-Eifel-Raumes während
dieser Epoche. Beispiele hierfür sind das "Fürstengrab" von
Schwarzenbach (Hunsrück) mit Kunstgegenständen im frühen
keltischen Stil aus den Jahren 450-375 v. Chr. oder das Grab der
"Fürstin" von Waldalgesheim (Nahetal) mit Schmuckstücken aus
der Zeit um 325 v. Chr. im Rankenstil.
Spätestens mit Einführung der keltischen Münzprägung im
3. Jahrhundert v. Chr. kann man von der ersten Hochkultur
West- und Mitteleuropas sprechen, die während mehr als 200
Jahren prosperierte. Damit entstand ein weiträumiger Kulturverband,
in dem mit hoher Wahrscheinlich eine einzige Gruppe
zusammenhängender Sprachen verbreitet war. Nach der
Eroberung Galliens durch Cäsar (58-51 v. Chr.) waren weite
Teile Europas über fast 5 Jahrhunderte als römisches Imperium
unter der "Pax Romana" (römischer Frieden) vereinigt. Der
zivilisatorische und kulturelle Einfluss Roms mit seiner
fortgeschrittenen Technik und seinem Kunst- und
Bildungsverständnis hat dabei auch die Nahe-Hunsrück-Region
nachhaltig verändert. Wie rasch dieser Romanisierungsprozess
schon bald nach dem Sieg Cäsars ablief, lässt sich beispielsweise
an den Gräberfeldern der keltischen Treverer im Hunsrück gut
verfolgen. Die neu gegründeten römischen Städte und Dörfer
taten ein Übriges.
Möchten Sie einmal einen kleinen Blick ins Museum werfen?
Das vom Verein für "Altertumskunde im Fürstentum Birkenfeld"
im Jahre 1910 eingeweihte Museum von Birkenfeld hat es sich
zur Aufgabe gemacht, die in der Region aufgefundenen
Zeugnisse der keltischen und römischen Vergangenheit
zusammen mit Gegenständen, welche die jüngere Geschichte
der Region dokumentieren, zu systematisieren und der breiten
Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Die im Museum
ausgestellte vor- und frühgeschichtliche Sammlung konnte vor
allem auch auf Funde aus eigenen Grabungen des Vereins
zurückgreifen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
regelmäßig durchgeführt wurden. So ist es nicht weiter
erstaunlich, dass das Erscheinen des ersten Birkenfelder
Kataloges im Jahre 1914 große Aufmerksamkeit über die Region
hinaus erfuhr. Eine wesentliche Erweiterung hat das Museum in
den vergangenen Jahrzehnten durch die Einrichtung einer
sehenswerten heimat- und volkskundlichen Abteilung erfahren,
die auch eine gewisse Verlagerung des Schwerpunktes des
Museums bedeutete, insbesondere auch deshalb, weil heute die
Behandlung archäologischer Funde und die Durchführung
archäologischer Ausgrabungen eine Arbeit von
hochspezialisierten Teams geworden sind.
Der Besuch des
Birkenfelder Museums ist auf jeden Fall ein Muss für alle, die an
etwas mehr als nur am "hier und heute" interessiert sind; für alle
diejenigen also, die immer wieder staunend feststellen, dass wir,
die heute lebenden Menschen, eine Geschichte haben, die weit
zurückreicht und unser Leben vielleicht gerade deshalb
unbewusst beeinflusst —zumindest scheint es nicht einen
einzigen Gedanken zu geben, den nicht andere lange vor uns
gedacht haben.