Kulturlandschaft Nahetal und Hunsrück
Es ist schon so: die wenigsten Nicht-Einheimischen können mit "Nahetal" etwas anfangen und
verbinden "Hunsrück" nicht mit einer alten Kulturlandschaft, sondern mit dem Flughafen
"Hahn", der jährlich fast 5 Millionen Passagiere in europäische Feriengebiete abfertigt.
Allerdings tun sich Einheimische bisweilen auch etwas schwer, wenn es um Geschichte, Land
und Leute, geographische und geologische Besonderheiten, oder Sehenswürdigkeiten der
Nahe-Hunsrück Region geht. Eigentlich schade, denn Nahetal und Hunsrück sind eine
Jahrtausende alte Kulturlandschaft, die mit einer Fülle bemerkenswerter Dinge aufwartet
—so man sich etwas Zeit nimmt.
Diese Zeit hat sich Dr. Hans H. Stassen, im Nahetal aufgewachsen und seit 35 Jahren in
der Schweiz lebend, im wahrsten Sinne des Wortes genommen. Während 3 Jahren hat er
100 wichtige Plätze der Nahe-Hunsrück Region zu allen Jahreszeiten besucht
und aus den verschiedensten Blickwinkeln photographisch dokumentiert. Mit umfangreichen
Literaturrecherchen hat er zudem viele kleine Details zusammengetragen, die als
Mosaiksteinchen das Bild der uralten Kulturlandschaft an der Nahe und im Hunsrück prägen.
Herausgekommen ist dabei ein gut lesbares, reich bebildertes Buch mit einer Fülle von
Hintergrund-Informationen, Hinweisen und Anregungen, die für Einheimische wie Besucher
gleichermassen interessant sind.
Man erfährt anhand vieler Einzelheiten, wie stark die Region geprägt wurde durch keltische,
römische und fränkische Einflüsse, denen man heute noch auf Schritt und Tritt begegnet.
Und die vielen erhalten gebliebenen Burgen und Schlösser belegen eine bewegte Geschichte
während des Mittelalters. Bedeutende Menschen wie die Mystikerin Hildegard von Bingen, der
Humanist Johannes Trithemius und der Wissenschaftstheoretiker Nicolaus Cusanus haben hier
gewirkt. Menschen also, die zwar vor Hunderten von Jahren gelebt haben, mit ihren Werken
aber bis zum heutigen Tage weltbekannt sind.
Bereits in keltischer Zeit entwickelte sich der Hunsrück dank reicher Eisenerzvorkommen und
Holzkohle zu einem bedeutenden europäischen Wirtschaftsraum mit engen Handelsbeziehungen zu
den Etruskern in Italien. Und an der oberen Nahe wurden über 500 Jahre lang Achate abgebaut,
die vor 235 Millionen Jahren entstanden sind. Kein anderes Fundgebiet in Europa ist durch
eine so große Vielfalt an unterschiedlichsten Formen und Farben dieser Halbedelsteine
ausgezeichnet. Tatsächlich sind Nahetal und Hunsrück eine der geologisch interessantesten
Gegenden Deutschlands und die Region der unteren Nahe gehört mit einem Jahresmittel von
9.5 Grad Celsius zu den wärmsten und trockensten Gebieten Deutschlands. Kein Wunder, dass
hier Wein seit römischen Zeiten kultiviert wird.
Hier gibt es die größten zusammenhängenden Waldgebiete Deutschlands, wo der legendäre Jäger
aus Kurpfalz sein Jagdrevier hatte und der berüchtigte Räuberhauptmann Schinderhannes sein
Unwesen trieb. Unberührte Natur lädt allenthalben zu ausgedehnten Wanderungen ein. Nicht zu
vergessen die typischen Hunsrückdörfer mit ihren Kirchen und den weltberühmten Stumm-Orgeln
—so genannt nach der durch Johann Michael Stumm (1683-1747) begründeten Orgelbauer-Dynastie
aus Sulzbach am Idarkopf. Das alles scheint sehr viel mit altmodischer "Heimatkunde" zu tun
zu haben, ist man versucht zu denken. Hat es ein Stück weit auch. Aber auf eine moderne Weise,
die sich an den Bedürfnissen der modernen Freizeitgesellschaft ausrichtet. Warum sich also
nicht einmal im Liegestuhl bequem und auf unterhaltsame Weise "schlau" machen?