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Schinderhannes, der 'König' des Soonwaldes
Straßenraub, Überfälle auf Gehöfte sowie viele Erpressungen gingen auf
das Konto des "Johannes durch den Wald", wie sich Hans Bückler, der
"Schinderhannes", selbst nannte. Mit diesem Namen unterzeichnete er
auch Pässe für freies Geleit, die auszustellen sich der "König des
Soonwaldes" ebenso anmaßte wie das Eintreiben regelrechter Steuern.
Kein Wunder also, dass sich das die Bevölkerung und die Obrigkeit auf
Dauer nicht gefallen lassen wollten. Im Jahre 1801 leisteten Bauern
erstmals offenen Widerstand gegen den Räuberhauptmann. Und dann
kam es, wie es kommen musste: er wurde schließlich gefasst, und man
machte ihm im Jahre 1803 in Mainz den Prozess. Hans Bückler, der sich
zuvor unter falschem Namen beim österreichischen Militär hatte
anwerben lassen, legte ein volles Geständnis ab, bat aber gleichzeitig um
Milde für einige seiner Bandenmitglieder sowie seine Frau Julie Bläsius,
die während der Haft im Holzturm in Mainz einen Sohn zur Welt
gebracht hatte. Das Eintreten des Schinderhannes für seine Spießgesellen
beeindruckte das bei der Verhandlung anwesende Publikum sehr.
Plötzlich stand nicht der ehemals berüchtigte Räuber vor Gericht,
sondern der edle Räuberhauptmann, ein Helfer der Armen im Stile eines
Robin Hood. Die Mainzer Richter, die dem Angeklagten keine edlen
Motive für seine Taten zugestehen wollten, fällten in einem
aufsehenerregenden Prozess insgesamt 20 Todesurteile, die kurze Zeit später
auch vollstreckt wurden. Schon kurz nach dem Tode des
Räuberhauptmannes begannen die tollsten Geschichten über Leben und
Taten des Helden wie Pilze aus dem Boden zu schießen. Es verwundert
deshalb nicht weiter, dass der Schinderhannes durch das gleichnamige
Bühnenstück von Carl Zuckmayer (1896-1977) auch zu einem
literarischen Helden avancierte. Die Uraufführung des Schauspiels fand
im Jahre 1927 in Berlin statt. Eine romantische Verfilmung des Stoffes
mit Curd Jürgens und Maria Schell in den Hauptrollen (mit
Außenaufnahmen an der Wasserburg Baldenau bei
Morbach)
wurde im Jahre 1958 ebenfalls ein großer Erfolg.
Die hier abgebildeten Ruinen der Schmidtburg bei
Bundenbach
im Hahnenbachtal, zwischen
Kirn
und
Rhaunen gelegen,
hatten dem Schinderhannes und seinen Spießgesellen für einige Zeit als
Unterschlupf gedient. Die in Sichtweite der keltischen 'Altburg 'auf
einem schmalen Felssporn äußerst malerisch gelegene Schmidtburg ist
eine der ältesten Burgen des Hunsrücks und wurde vermutlich um das
Jahre 926 zum Schutz gegen Einfälle der Ungarn erbaut. Sie war
Stammsitz der Grafen im Nahegau, den Emichonen (so genannt nach
ihren Grafen mit Namen Emicho I. - Emicho V.) sowie deren Erben, den
Wildgrafen (comes silvester: Grafen der Waldgebiete). Die erste
urkundliche Erwähnung der Schmidtburg datiert aus dem Jahr 1084.
Nach dem Tode des letzten Wildgrafen der Schmidtburger Linie im
Jahre 1328 wurde die Burg an das Erzbistum Trier verkauft und
anschließend vom Trierer Erzbischof Balduin von Luxemburg ausgebaut
und stark befestigt. Bis zur Zerstörung durch französische Truppen im
Jahre 1689 war sie dann Sitz eines Amtmannes und wichtiger Trierer
Stützpunkt gegen die Grafen des Hunsrücks sowie gegen das Erzbistum
Mainz.
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Die Abbildung zeigt die Ruinen der Schmidtburg bei Bundenbach im Hahnenbachtal, zwischen
Kirn und Rhaunen gelegen. Dort hatten der Schinderhannes und seine Spießgesellen
für einige Zeit Unterschlupf gefunden.
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