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Hochwald mit Erbeskopf (818 m)
Der Hochwald mit seinen dichten Wäldern rund um den 818 m
hohen Erbeskopf (höchster Berg in Deutschland westlich des
Rheins) ist ein vorzüglicher Nährboden für Sagen und
Heldengeschichten. So vermuten nicht wenige Heimatforscher einen
der Schauplätze des mittelalterlichen Nibelungenliedes in dieser
urwüchsigen Gegend.
Tatsächlich gilt die Burg Dhronecken am Fuße des
Erbeskopf als möglicher Stammsitz Hagens, während sein
Freund Hunold aus der nahen Burg Hunolstein stammen soll.
Überdies sind die Städte Worms und Alzey —die wichtigsten
Schauplätze des Nibelungenliedes— kaum mehr als einen
Tagesritt entfernt. Zugegeben, es gibt keine Evidenz
für diese durch sehr viel "Lokalkolorit" gefärbte Darstellung,
denn einzig die Vertreibung der Burgunden aus Worms nach
ihrer Niederlage gegen die Hunnen ist historisch belegt. Alles
übrige entstammt vermutlich der Feder eines mittelalterlichen
Dichters, der um das Jahr 1200 zwei ursprünglich unabhängige
Sagen zu einem in sich geschlossenen höfischen Drama
zusammengefasst hat, in welchem es um Liebe, Leidenschaft,
Rache und natürlich auch um Gold geht. Der Dichter hat den
Schauplatz seines Liedes wohl bewusst nicht näher beschrieben,
denn er könnte eigentlich überall sein. Wer jedoch den
Hochwald näher kennt, erlebt hat, wie die Schleier der
Herbstnebel in den Wäldern eine so eigenartig verwunschene
Stimmung hervorrufen oder wie der Frühling eine so flirrende,
Leben versprühende Atmosphäre verbreitet, der weiß, dass der
Dichter nur diese Gegend als Handlungsort des
Nibelungenliedes im Kopf gehabt haben kann.
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Wanderführer
Wolfgang Bartels: Hunsrück; DuMont Buchverlag, 1996
Norbert Forsch: Hunsrück; Deutscher Wanderverlag, 2000
Sehenswerter Bildband
Uwe Anhäuser: Heimat am Idarwald; VG Rhaunen, 2001
Photo: Schmalblättrige Weidenröschen (Epilobium angustifolium)
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